Rebolation

Wenn wir hier in São Paulo tanzen gehen wollen dann gibt es nicht „ein bisschen“ um am naechsten Tag nicht ganz tot zu sein- es gibt nur: durchmachen!

Los gehts mit zwei Stunden Bus und Metro fahren- aus der Peripherie der Nordzone ins Zentrum zu den Hochhaeusern, Lichtern und Bars. Bibbernd bei 15 Grad und gefuehlten 5 Grad trinken wir mit brasilianischen Freunden eisgekuehltes Bier- allein die Vorstellung von ungekuehltem Bier laesst Brasilianer vor Abscheu erblassen. Das Bier das, weil im gefrorenem Block, nur schlueckchenweise aus der Dose kommt ist das einzig wahre… was bei der normalerweise herrschenden Hitze auch Sinn macht.

Heute abend versuche ich mich weiter zu „brasilianisieren“- zusaetzlich zu dem kalten Bier, der Neun-Uhr-Telenovela usw. … Eine ganze Weile hoere ich meinen brasilianischen Freunden zu:  ‚Sie‘ ist von der Sorte brasilianischer Frau, die schwindelerregend schnell und gross mit neonpinken Fingernaegeln gestikulierend erzaehlt wenn sie es mit einer groesseren Runde zu tun hat, ‚Er‘ ist das maennliche Gegenstueck. Wie tritt man nun mit norddeutscher Gemaechlichkeit in ein solches Gespraech ein?

Ganz einfach: Moeglichst zielsicher greift man eine der gestikulierenden Haende aus der Luft, fuchtelt selbst ausreichend mit der anderen und beginnt schnell, pausenlos und ja nicht zu leise seinen Senf abzugeben.  Faellt einem jemand ins Wort darf man auf keinen Fall aufhoeren Geraeusche von sich zu geben um nicht abgeloest zu werden und stetig mit  „oh, oh, oh“ begleiten. Zur Not kann man durchaus  im Eifer des Gefechts ein zischendes „Psss“ zu den unruhigen Seiten zu werfen.

Viel schwieriger als bei froehlichen Zusammenkuenften vieler Brasilianer zu Wort zu kommen ist aber was mich beim Tanzen erwartete. Nach reichlicher Beobachtung meines nicht wackelnden Hinterteils (und dem Vergleich mit Reinhards froehlich kreisenden Wackelpo) nahm sich meine schnellsprechende brasilianische Freundin der Sache an. Ohne jeglichen Mangel an Selbstbewusstsein bringt sie mir „Rebolation“ = „Shake your Ass“ oder „Popowackeln“ bei. Dazu stellt sie sich- erklaerend, sie spiele jetzt den Mann- hinter mich, presst sich an mich, geht in die Knie und schwingt die Hueften. (Das alles obwohl die Band das Lied gerade zu ende gespielt hat, das Publikum aufhoert sich zu bewegen und stattdessen in der Gegend herumschaut…)

Ich bereue zutiefst in Deutschland hauptsaechlich zu Elektro getanzt zu haben, wo ja meist jeder fuer sich alleine zappelt. „Ein bisschen Brasilianerin muss ich dir doch beibringen“ quiekt sie froehlich und zeigt mir nun besagten Tanz von vorne – mit ineinandergepressten Beinen, Hueftschwung, der richtigen Haltung der Haende- grazioes abgespreizt- und dem verfuehrerischen Blick, der in meinem purpurnen Gesicht wohl ertwas albern wirkt.

Als von der Buehne zu mir das Wort „Rebolation“ herueberweht (was nichts Gutes heisst, da wir bei einem Blues-konzert sind, was selbst in Brasilien nicht der richtige Musikstil fuer diese Art von Tanz ist) fliehe ich panisch und bitte instaendig mein deutsches Kaltblut doch bitte kalt zu lassen. Naja, immerhin beharrten sie dass ich Talent haette…

Zusammen mit denen, die die „Reise“ zur Arbeit in Angriff nehmen pilgern wir durch das schlafende Boersenviertel zum Bus. In jedem Hauseingang der Wolkenkratzer liegen mehrere Obdachlose auf und in Pappkartons, die Strasse ist voll von ihnen, mir stockt der Atem. Ein Holzpavillon in der Mitte des Platzes ist gefuellt von frierenden Schlafenden, es gibt nicht einen freien Centimeter mehr auf den begehrten Holzbrettern.

Die Stadt erwacht und in zwei Stunden werden wir zu Hause ankommen.

Leben in der São Paulo- Peripherie: eine Anleitung

Jede der Strassen in diesem Viertel hat ihr ganz eigenes Gesicht- und trotzdem sieht sich alles zum Verlaufen aehnlich. Ich dachte zuerst ich koennte mir hier einen rechteckigen Stadtplan im Kopf entwerfen um Orientierung zu gewinnen- das hilft hier nicht! Alles ist kurvig und verschlungen und trabt man einem ‚Ureinwohner‘ hinterher gehts ueber versteckte Verbindungstreppen und Insiderabkuerzungen unter Haeusern hindurch durch die Strassen.

Besonders an Regen- und Muelltagen muss man wendig sein wie ein haarloser Strassenkoeter: man will ja weder in den rauschenden Fluessen am Strassenrand wandern (Mix aus Kuechenabwasser, den Ueberresten brasilianischer Putzwut, Regenwasser und Muell) noch in den lebendigen Muellbergen, die seit einigen Tagen auf die Muellabfuhr warten. Dabei sollte man aber nicht zu weit auf die Strasse driften, sonst sitzt man schnell auf dem Lenker eines knallenden Mopeds.

Von den Hundebanden, Katzen, Huehnern und Pferden auf der Strasse braucht man sich aber nicht beeindrucken  lassen- Die interessieren sich mehr fuer die Kuechenabfaelle, liegen dann genuesslich an Huehnerfuessen nagend auf der Fahrbahn und lassen die Autos einen Bogen fahren. Einige Hunde wohnen im zweiten Stock- oben auf den platten Hausdaechern- da oben wirken die Riesenhunde noch groesser und lassen mich zwar misstrauisch in die Hoehe aeugen, die springen aber nicht runter.

Biestiger sind da die Ratten die ueber meinem ehemaligen Zimmer wohnten…auch in den Muellbergen und wer weiss wo noch. Gefaehrlich ist die Krankheit die sie uebertragen, bei Hochwassern in den tiefergelegenen Vierteln wird davor gewarnt weil ihr Urin und Kot sich in das Dreckwasser mischt.

Ich nenne sie zwar liebevoll meine kleinen Freunde aber ich bringe sie trotzdem unter ohrenbetaeubenden Knacken um: Baratas = Kakerlaken…Die kommen ueberall hin und durch- genau wie ‚Laragtixas‘. Das wiederum sind kleine weisse Eidechsen, die aber wirklich freundlich sind und mir mit schwarzen Knopfaugen beim Zaehneputzen zuschauen.
Die wahren Herrscher dieses Viertels sind aber entweder Muecken oder Ameisen. Die Mueckenlarven gedeihen praechtig in den zahlreichen Eimern, Schuesseln, pfuetzenbildenden Daechern etc., gegen die die Regierung Werbung macht. Dann fliegen sie Angriff auf die Leute, die sich bestimmt kein teures Antimeuckenspray leisten und hinterlassen im schlimmsten Fall Dengueviren im Blut des Opfers.

Ameisen gibt es auch ueberall und jedes Koernchen Zucker ist fuer sie Anlass eine ganze Armee zu schicken. Am ersten Tag krabbelten winzige schwarze Tierchen auf meinem Bett…es sah aus, wie ein riesiger Haufen Laeuse und entpuppte sich als die kleinste der Ameisensorten, die die auch im Zucker wohnt. Im Garten vor Reinis Arbeit wohnt dagegen die groessete Sorte die ich bis jetzt gesehen hab, so lang wie ein kleiner Finger. Die Grossen sammeln oft Blaetter…dann geht nach und nach eine ganze gelbe Bluete in Stueckchen zerschnitten auf der Strasse spazieren.

Wichtig beim selber auf der Srasse spazieren ist die Strassenverkehrsordnung- an Kreuzungen wird in der Regel gehupt und mit konstanter Geschwindigkeit weitergefahren. Polizei im Viertel ist nichts unbedingt Bedrohliches. Aber ich gehe doch lieber spaeter einkaufen wenn sie gerade vor einem Laden stehen (Hier sind die Waffen grundsaetzlich schon gezogen)

Man kann hier immer mit Regenschirm herumlaufen- egal wie doll die Sonne knallt- nachmittags regnet es. Jetzt greift der frisch eingeflogene Deutsche zu festen Turnschuhen…FALSCH. Die Loesung sind FlipFlops, hier ‚Havaianas‘. Mit denen watet man durch die reissenden Regenwasserfluesse und steigt anschliessend direkt mit ihnen in die Dusche.

Bei der permanenten brasilianischen Angewohnheit Muell reflexartig fallen zu lassen (hier gibts eh keine Muelleimer auf der Strasse) entwickelt man ausserdem schnell einen scharfen Blick um nicht staendig in Muell oder Kot zu treten- die KTV ist dagegen echt ein Sonntagsspaziergang.

Langweilig wird ein Gang durchs Viertel nie. Es spielen immer viele Kinder auf der Strasse, man trifft jemanden und erzaehlt ausgiebig, die Leute sitzen in der Sonne auf den Treppen, ueberall laeuft Musik, auf der Srasse zimmert der Tischler seine Ware, kurz daneben werden in Ameisenakkordarbeit Autos zerlegt, das Sardinenauto verkuendet durch Riesenlautsprecher, dass man alte Autobatterien oder Schnellkochtoepfe gegen Sardinen, Melonen oder 5 kandierte Aepfel tauschen kann, das Broetchen-moped hupt und die Gasflaschenautos dudeln ihre Melodien…Ein buntes Durcheinander- es ist spannend hier zu wohnen!

Raus aus dem Smog: Florianópolis

Raus aus São Paulos Smog-Glocke, rein in den Flieger und in die Glutsonne von Florianópolis, einer Stadt im Sueden Brasiliens, die sich zur Haelfte ueber eine paradiesische Insel erstreckt- mit 42 herrlich weissen Sandstraenden!

Wir wohnen bei Freunden, genauer gesagt der Schwester unserer Portugiesischlehrerin, in einer ‚Villa Kunterbunt‘ gleich beim Strand. So sind die Brasilianer- „Was, ihr habt bald frei? Na, dann fahrt doch in das Haus meiner Schwester, die wohnt grad wegen der Arbeit in Brasília- ihr braucht nur den Hund fuettern.“ Und als wir ankamen wartete auch noch eine Verwandte auf uns um uns die Umgebung zu zeigen- Strand, Supermarkt, beste Bar um „Açai“ (Eis aus Palmenfrucht) zu essen… Wunderbare, beeindruckende Menschen!

Wir haben sie ausgekostet, die Ferien. Jeden Tag ein anderer Strand der Insel. Auf dem Foto oben kommen wir nach einer zweistuendigen Wanderung in der 33 Grad- Sonne an diesem einsamen Paradiesstrand an… Der Pfad schlaengelte sich ueber den Berghang, an dessen Fuss klatscht das Meer gegen gigantische Felsen und schillert blau, sichtbar aber erst wenn wir den Wald verlassen, den Atlantikurwald, der sich dicht um und ueber uns schliesst, die Geraeusche von aussen verschluckt und in feuchter, abgestandener, kuehler Luft riesige, bunte Falter flattern und bizarre Spinnen verschachtelte Netzburgen spannen laesst. In der gnadenlosen Sonne, die durch das Ozonloch an den nackten Stellen des Pfades auf unsere Koepfe knallt verdursten wir nur nicht weil wir die Wanderung mit Studenten aus Florianópolis machen- die haben tiefgefrorene Wasserflaschen mit- so trinken wir gekuehltes Nass. „So warm war es hier noch nie!“ erzaehlen sie ueber diesen Bundesstaat Brasiliens (Santa Catarina), in dem die groessten Deutschenkolonien liegen- auch wegen den Jahreszeiten und dem eigentlich kuehleren Klima. Klimawandel?!

Weisser Puderzuckersand in der Duehnenlandschaft hinter dem Strand. Auf den riesigen Wanderduehnen fuehlen wir uns angesichts der Snowboardfahrer in den Skiurlaub versetzt- nein! Es ist ‚Sandboarding‘- gleiches Prinzip, andere Temperaturen, anderer Untergrund.

Blaues Meer, Inselchen, Strand, Felsen- wir erleben hier ein anderes Brasilien als in São Paulo… Nicht nur die Natur ist anders als die Betonlandschaft der Metropole, auch das Leben der Menschen. Losgefahren sind wir aus der Favela, angekommen im weissen, reicheren Sueden des Landes- reiche Haeuser, saubere, sichere Strassen, selbst die Favelas erscheinen weniger abgewrackt.

Waehrend in São Paulo Kaffee der Treibstoff ist („Preto basico“- „schwarze Basis“, wie unsere Kollegen es nennen) ist es hier unten im Sueden, nahe an Argentinien und Uruguay, der „Mate“. Da hat sich sicher schon Che Guevara den Mund verbrannt- denn getrunken wird der kraeftige Tee-Sud heiss, schnell und ueberall.

Carnaval

Eigentlich ist ja Rio die beruehmte Stadt des brasilianischen Karnevals aber die Paulistas (Einwohner von São Paulo) lassen sich da nicht lumpen- genau wie in Rio gibt es einen Haufen riesige Sambaschulen, die wie verrueckt das ganze Jahr die Praesentation fuer das Sambódromo vorbereiten:  „Nach dem Karneval ist vor dem Karneval!“

Der Samba ist das Herz des Karnevals hier und die „Bateria“, also die Trommelgruppe erzeugt einen wahnsinnigen Geraeuschpegel und davon zuckt jedes Bein und ueberhaupt alles! Mit den riesigen fantastischen Gebilden, den pompoesen Kostuemen, dem rauschenden Tanz, den Heerscharen von Verkleideten… wurden wir gestern im Sambódromo (dem „Karnevalsstadium“) ueberrollt von dieser Pracht und Energie- eine ganze Nacht lang (mit allen Assistenten der Arche) …wundertoll!!!

Der Gesang schwingt eine Stunde und fuenf Minuten ueber jeder der sieben Sambaschulen (pro Nacht) mit immer wiederkehrenden Refrains. Der ganze Zug erzaehlt so eine Geschichte- ueber die Geschichte des Kakaus, die Farben Rot und Weiss oder die Stadt São Luis oder, oder …

Die Jury bewertet jedes einzelne Detail jeder Sambaschule- auch die riesigen Umzugswagen mit den Fantasiegebilden…die sind wahnsinnig hoch und man sperrt jedesmal die Augen auf wenn ein neuer Wagen an einem vobeizieht. Er wackelt bedrohlich von den Tanzenden auf den kleinen Plattformen in luftiger Hoehe und die Maenner unten legen sich im Rhythmus ins Zeug das Gefaehrt sicher und in der vorgegebenen Zeit von einer Stunde und fuenf  Minuten durch die „Strasse“ zu navigieren…eine Minute mehr oder weniger und schon gibt es Punkteabzug!!!

Die Sambataenzerinnen…absolt wichtiger Bestandteil beim „Fest des Koerpers“ und beim Tanzen verfolgt von einem Schwarm aus Fotografen, die nur darauf warten die perfekte Sambapose zu erwischen…oder dass eines der kleinen, glitzernden Teile faellt?! und das passiert- denn bei diesem Tanz scheint sich jeder Teil des Koerpers zu Schuetteln 🙂

Eines von mehreren Paaren, die im Zug tanzen- dieses hier ist von der Sambaschule „Mancha verde“, die zum São Paulaner Fussballklub „Palmeiras“ gehoert- dementsprechend auch die Fans und die Konkurrenz zur Sambaschule eines anderen Fussballclubs der Stadt: „Corinthians“.

warme, laute Nacht

Trotz der gigantischen Spende von 50 Panettonis (ein Weihnachtsgebaeck, so aehnlich wie Stollen) und den abertausenden Lichtern an den Hochhausfassaden der Innenstadt und dem 20 Meter Weihnachtsbaum im Park- fuer Weihnachtsstimmung, so wie ich sie kenne war es einfach zu warm…:-)

Ich hab bei 30 Grad „stille Nacht“ vor mich hergesungen-aber das hat da nicht geholfen, auch weil José, einer der Behinderten einstimmte und anstatt von „Noite feliz“ (glueckliche Nacht) „Noite Saddia“ sang, was eine Marke fuer Wurstwaren ist…

Das zu-Hause Weihnachtsgefuehl nicht zu bekommen war aber gar nicht so schlimm weil Weihnachten so wie so komplett anders war.

Zuerst einmal standen Sidnei und ich verzweifelt und allein gelassen von den Assistenten die Kochexperten sind mit einem riesigen Schweinebein in der Kueche, das zusammen mit einer Gans gespendet wurde…zu guter letzt und nach einigen Stunden Kueche hat aber alles super geschmeckt.

zuerst gings aber mit allen Behinderten und Assistenten im VW-Bus im Slalom zur Messe. Weihnachten ist hier auf der Strasse naemlich eher so Silvester-die Boeller zischen nur so durch die Gegend, alle sind auf der Strasse und ueberall in der Peripherie droehnt laute (nichtweihnachtliche:-) ) Musik- laut und verrueckt und froehlich- mein Problem ist nur meine schreckhafte Angst vor zu nahem Feuerwerk…

Die Messe findet in einer grossen offenen Turnhalle statt und alle kleinen Kirchgemeinden der Peripherie fuellen die bis zum Rand. So eine Messe hat auf jeden Fall brasilianischen Schwung-es gibt eine Band und alle singen und klatschen mit, auch wenn die Bibel hereingetragen wird wird fuer das Wort Gottes applaudiert. Alle miezen sich richtig auf-mit Stockelschuehchen und aufwendigen Frisuren. Die Predigt ist dramatisch untermalt von den Boellern, die alle drei Sekunden explodieren-aber davon laesst sich weder der Priester noch das Jesuskindlein stoeren. Das ist uebrigens ein echtes kleines Baby und wird einmal durch die ganze Halle getragen.

Weihnachten bei uns im Haus „Mandacarú“ war dann auch nicht still…Was macht man wenn man sich bei 30 Grad anschreien muss um sich zu unterhalten weil die Srasse unentwegt knallende Mopeds langdonnern, neben Feuerwerk und Musik? Richtig- man legt selbst Musik ein und tanzt mit allen Behinderten „Forro“ und „Samba“ bis sich keiner mehr bewegen mag:-)

Laute, warme, froehliche, herzliche Nacht.

zusammen leben

So sieht das aus, wenn…

… wir mit den Personen mit Behinderung, den „Acolhidos“ (uebersetzt den „Willkommenen/ Aufgenommenen“) Beutel fuer die Gaeste aus allen „Arcas“ der Welt bemalen- Menschen die auf die gleiche Art wie wir hier in Brasilien mit Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben, in „Arcas“ in Deutschland, Frankreich, Indien, Kanada, Polen, Neu Seeland, Afrika und und und…

… wenn meine Freundin Xandu in unserem Hof uebersprueht vor Freude Seifenblasen zu machen- ich weiss jetzt schon nicht mehr wie ich einmal ohne das Grinsen und die Verruecktheit dieser Frau (auf Portugiesisch wuerde man wohl sagen dieser „Creatura“- hab blos noch kein passendes deutsches Wort gefunden)  leben soll 🙂

… wenn wir den naechsten Basar mit Kunsthandwerk aus unserer winzigen Werkstatt vorbereiten- Bilderrahmen aus Zeitungspapier- roellchen, bemalte Keramik, selbstgegossene Kerzen aus recyceltem Wachs, Postkarten mit den Zeichnungen, Topfuntersetzern…

… wenn mein furchteinfloessender Bewacherhund „Saddam“ mich freudig und zutraulich begruesst… immerhin sieht er von weitem boese aus 🙂

Als ich leise Zweifel an seinen Wachhund- qualitaeten erwaehnte wurde alles klarer: Saddam wurde naemlich nur deswegen „Arca“- mitglied weil er den Hof vor Kindern beschuetzen soll die hier Drachen steigen lassen wenn keiner da ist. Die klettern dann ueberall herum um die in den Stromleitungen festgehakten Dachen wiederzuholen… das ist das absolute Lieblingsspiel aller Kinder hier im Viertel!

… wenn aengstliche Europaeer sich vor Denguefieber- muecken verstecken und feststellen dass das Moskitonetz auch ganz super gegen „Barratas“, also Kakerlaken hilft 🙂

… wenn ich mit Xandu Musik mache!

… wenn Dário eine der vielen Geburtstagstorten macht- Brasilianer und die „Arca“ liiiieben feiern: zusammenkommen, ganz viel und laut und froehlich reden, ganz viel und guuuut essen, Musik anmachen und tanzen!

… wenn die Torte fast fertig ist!

… wenn ich Portugiesisch lerne- Reinhard und ich wollen immer viel viel mehr sagen koennen und viel viel schneller lernen… hier spricht naemlich fast niemand Englisch und Deutsch schon gar nicht (ausser dem Wort „Bier“) und das ist gut so weil wir so lernen muessen und viel schneller angefangen haben zu sprechen.

… wenn wir abends Telenovela gucken- die Brasilianer lieben Telenovelas und wer will kann den ganzen Tag lang verschiedenste Sorten davon haben. Hilft aber super beim Portugiesisch lernen und beim schoene brasilianische Orte fuer das Reisen ausgucken 🙂

… wenn der Kolibri- der „Blumenkuesser“ ( „Beijaflor“) auf Portugiesisch- im Granatapfelbaum vor meiner Zimmertuer sitzt.

Es fuehlt sich schon wie wohnen an

Wir wundern uns jeden Tag wie lang unsere Strasse  doch eigentlich ist- Reinhard wohnt in der 163 und Laura in der 1170. In den ersten Tagen hatten wir dafuer aber noch kein Auge, soviel gab es zu sehen, fragen, riechen, hoeren, staunen…

Unser Viertel Jardim Elisa Maria liegt auf einem von vielen Huegeln und ist eines von vielen Vierteln mit vielen Hausern und noch mehr Menschen und fast so vielen Hunden. Abends ist immer Party, weil  bei uns im Viertel, und dabei ist unsere Strasse alleine schon ein ganzes Viertel, unzaehlige Leute  entweder schon zu Haus oder in einer der Bars oder in einem der verschiedenen Gottesdienste sind. Kirchen schiessen hier wie Pilze aus dem Boden und Musik schallt aus ihnen jeder Zeit. Man sagt uns das Geld dafuer komme von der ungeschriebenen Regel, dass jeder einen bestimmten Prozentsatz seinenes Gehalts spendet- ein Grundstueck im Himmel ist damit gesichert, so schwaermt man.

Man hat alleine in unserer Strasse schon die Wahl zwischen fuenf unterschiedlichen evangelischen Kirchen, deren Botschaften  in immer wieder anderen Liedern und Songs aus den offenen Raeumen toenen. Dabei ist der Grossteil der Bevoelkerung und auch die Arche katholisch. Der Glaube spielt eine grosse Rolle- als wir verzweifelt im Bus durch diese Riesenstadt rauschten ohne zu wissen ob es die richtige Linie ist und niemand uns helfen konnte hiess es am Ende: „Keine Angst, Jesus liebt euch“.

Mit dem Portugiesisch klappt es immer besser, sodass jedes neue Wort eine schier unendliche Welt und Kultur aufschliesst. Gleichzeitig gibt es Missverstaendnisse zur Genuege: „Haben wir Sonne (sol) fuer das Essen?“- „Was? Ja, die Sonne scheint, [Ratlosigkeit], ach, du meinst Salz (sal)!!!“ oder „Ist in dem Kuchen ‚Cocó‚ (Kokusraspeln)?“- „[Auslachen, Ekel], Nein, da ist keine Kaka drinne, aber ‚Nut- Cóco‘ “

Alles ist neu und spannend, immerzu entdecken wir etwas und gleichzeitig fuehlt es sich schon wie wohnen an. Wir werden Stueck fuer Stueck Teil von diesem Neuen.

da. NOUS SOMMES ARRIVÉS.

Suedfrankreich-Deutschland-Brasilien LE SUD DE LA FRANÇE-ALLEMAGNE-BRÈSIL

Suedfrankreich-Deutschland-Brasilien LE SUD DE LA FRANÇE-ALLEMAGNE-BRÈSIL

Endlich angekommen in Brasilien-jetzt wird das ganze immer realer…nach dem Verabschieden von euch allen war es eher ein langer Flug ins Blaue.

Der Flug war schon eine Reise fuer sich-beim Ueberfliegen des halben Globus wurde die Landkarte lebendig: die platte Wasser- und Kanallandschaft der Niederlande sah aus wie ein Puzzelspiel. Nach Zwischenlandung in Amsterdam gings weiter mit dem fliegenden Holaender- trotz Schweinegrippe, vor der man ueberall warnt. Unter uns die franzoesische Kueste mit der vorbeifliegenden Arche in Brest und bald die gezackte und geinselte Kueste Galiziens, dann Wolken, Wolkensupp, Wolkenberge und der Ozean.

Unterwegs reisst die Wolkendecke auf und ich (Reinhard) sehe zufaellig die Hafenstadt Vigo mit seiner wunderschoenen vorgelagerten Insel im Atlantik, die ich von Spanien waehrend meines Sprachkurses in Frankreich bisher nur von Fotos kannte.

Mit der royalen Dutch Airline zu fliegen ist  fuer uns etwas besonderes- die OOOHs und AAAHs von uns Ryanair gewoehnten Kurzstreckenfliegern wollen bei all dem guten Essen, Wein, Kuscheldecken und Bildschirmen mit Filmen, Sprachkursen und Videospielen gar nicht mehr aufhoeren.

Nachdem man sich um uns so gut gekuemmert hat und Regina und Marcelo, der Direktor der brasilianischen Arche, uns vom Flughafen einschliesslich unausweichlicher Rush-Hour-Sight-Seeing-Tour durch Sao Paulo in die Arche brachten, moechten wir uns nun um andere Menschen kuemmern.

Die Arca do Brasil liegt am Rand der Riesenstadt Sao Paulo. Aus dem Fenster sehen wir die dunkelguenen Huegel, davor die bereits zu Haeusern gewordenen Huetten der armen Viertel, die sich auf die Haenge stapeln und ihrerseits auf die smogumwaberten Wolkenkratzer der Downtown starren.

Wir leben hier an einem Ort, der keinem aehnelt den wir vorher gesehen haben. Und es braucht noch viele Blicke bis wir ihn ganz sehen werden. Die Blicke des ersten Tages mit schon jetzt wahnsinnig vielen Eindruecken zeigen ein Viertel voll lebendiger, singender, plappernder Menschen. Zwischen verschachtelten, aneinandergeprssten Haeusern, glitzernden Fotorollenknaeulen am Drahtgewirr der Stromleitungen, im Muell suchenden Hunden und Katzen, spielen Kinder und fahren VW-Busse und Kaefer- die in Deutschland wohl schon antik wirken. Baeume und Buesche mit Fruechten von denen wir keine Ahnung hatten, woran die wohl wachsen kaempfen sich durch den urbanen Dschungel.

In der Arca sind wir inmitten von freundlichen, offenen, entspannten Menschen, die das Gefuehl von Fremdsein schon jetzt verfliegen lassen. Ganz ohne Hektik, Stueckchen fuer Stueckchen fangen wir an alles kennen zu lernen und die Entdeckungstour in unserem neuen zu Hause ist spannend….

EN FRANÇAIS, Brèsil le 10 septembre 09

Enfin nous sommes arrivés au Brèsil…maintenant tout devient réalité. Après d’avoir dit au revoit à vous tous nous avons vecus plutôt une longe voyage sans savoire oú on va exaxtement.

Le vol était déjà une voyage pour lui même…nous avons vu la moité du monde en regardant par le fenêtre de notre avion sur la terre. On a voyagé via Amsterdam au Pays Bás-un pays plain de l’eau, de rivières, canals, la mer du nord, par tout des villes comme Séte. Un pays qui semble d’un immense puzzle.

…Et nous contionuons avec Le Vaisseau fantôme-malgré la grippe porcine à qui les gens à l’aeroport nous rappellent tout le temps. L’avion se derrige ver la côte française. On est sur d’avoir vus l’Arche de Brest et le village Vannes prés du berceau de Virgini 🙂

Ensuite la côte galicienne. Souvents on voit des bateaux minuscules sur l’ocèan calme qui se derrigent ver le port  de Vigo en Espagne. Vigo est un lieu magnifique avec une belle île pas loin dans l’ocèan. Moi(Renhard) je le connait seulement par des fotos des espagnols qui j’ai rencontré en cours de Fraçais à Montpellier.

L’avion de la KLM (Royal Dutch Airlines) est un avion comme le nom dit pour les rois 🙂 comme on connait seulement Ryanair le „dis-donc“ n’arrete plus! Les repas sont bons, le vin aussi et il y même des couvertures pour dormir…on croiait on rêve. Tout se passe vite avec des filmes et aussi des cours du portugais avec des jeux-on a eu des bonnes bases en arrivant!!!

Après que les gens s’occupaient bien de nous  Regina et Marcelo l’ancien director de l’Arche au Brésil (il y a 3 jours qu’il a changé son poste) nous avons accueillis avec un grand sourrire à l’aeroport de São Paulo.

On est arrivé ver 5 heures dans l’aprés-midi, un bon temps pour l’embouteillage qui nous permettait d’avoir un bon premier regard sur la ville. Arrivé à l’Arche au Brèsil-maintenant on va commencer à s’occuper d’autres gens.

Arca do Brasil est dans le nord-ouest de São Paulo. Par nos fenêtres on peut voir des collines vertes avec une forêt magnifique. Just devant le foyer les „nouveaux“ maisons qui sont construits sur les collines et  qui sont les ancien favelas. D’ici on peut voire aussi le centre ville avec les grattes-ciels dans la couche de smog. Ici sur un des beaucoup monts de São Paulo c’est mieux 😉   

Ici on vit dans un lieu qui ne semble pas à quelque chose nous avons vu avant. Il nous faut encore beaucoup des regards pour voir tout. Les impressions de la première journée montrent un quartier plain des gens vivants, entrain de chanter et bavarder. Entre les maisons enchevêtrées-une coller sur et à l’autre, entre diverses filmes plastiques brillantes flanqués sur  les câbles d’éléctricité, entre chiens et chats qui cherchent à manger dans les pubelles jouent enfants, roulent les vieux bus Volkswagen Bully et la coccinelle qui sont déjà antique en Allemagne. Arbres et brousses avec des fruites on ne savait pas avant sur quelle plante elles poussent se battrent par le joungle urbain.

À l’Arche au Brèsil nous sommes parmis des gens gentils, ouverts, relaxés, qui nous laissent oublier le sentiment d’être étrange tout de suite. Tout se passe sans stress. Nous commençons petit à petit à connaître tout et la decouverte de notre nouveau chez-soi est captivante…